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AUDIO

Ich freue mich über die Veröffentlichung unserer CD beim Verlag Hänssler Classic. Sie finden die CD in den CD-Abteilungen der Kaufhäuser oder auch unter diesem Link: zur CD

Ganz bewusst haben wir uns bei dieser Aufnahme gegen die so genannte historische Aufführungspraxis entschieden. Zum einen war das Bearbeiten von Werken, die Adaption von Kompositionen für ganz andere Instrumente zur Zeit Händels und auch bis ins 19. Jahrhundert hinein gang und gäbe. Man denke hier z.B. an die Transkriptionen Vivaldi´scher Violinkonzerte für Orgel von J.S.Bach – die Orgel klingt ja auch ganz anders als eine Violine. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Publikum heute andere Ohren hat als das Publikum zu Zeiten Händels, und das „Original“ von damals können wir letztlich nicht mit Sicherheit reproduzieren; wir leben in einer Welt mit einer vollkommen gewandelten akustischen Umgebung, mit einem von ganz anderen Geräuschen bestimmten Alltag. Wir möchten in tiefstem Respekt vor dem, was diese Musik Händels so einzigartig macht, das Lebendige, die ansteckende Freude in ihr ebenso zeigen wie wir den berückenden Momenten der Stille, des „in-sich-Gehens“, die ihnen zustehende Zeit geben wollen. Unsere Absicht ist, dieser unglaublichen Musik, die oft gerade durch ihre überraschende Einfachheit besticht, durch unser lebendiges Musizieren Raum zu geben, sich im Heute und für die Welt von heute zu entfalten, und vielleicht auch mit dem Geist von heute - neu - zu blühen. Nicht durch etwaige absichtliche Verfremdung oder Romantisierung, sondern durch ein authentisches Musizieren. Unserer Meinung nach können wir dadurch Händels Musik auch heute ebenso authentisch fühlen. Es ist nichts Vergangenes, sondern die Lebendigkeit und tiefe Empfindung, die in dieser Musik steckt und die uns gerade heute nach wie vor stark berührt. Das ist es, was das Genie „Händel“ ausmacht und vor dem wir uns verneigen, hat er doch nicht nur für die Herzen des 18. Jahrhunderts sondern auch für uns heute geschrieben - fast als hatte er erahnt, wie uns heute, 300 Jahre später, zu Mute sein kann. Dass andere diese Meinung nicht teilen, respektieren wir, aber wir selbst, da wir uns nicht zu den Barockspezialisten zählen, können uns bei dieser großen Energie und Freude, die in der Musik steckt, nicht zurücknehmen. Lassen Sie sich anstecken von Händels heutiger Lebendigkeit! Und wir wünschen Ihnen, dass Sie ebenso viel Freude beim Hören empfinden, wie wir beim Musizieren!

WINTERREISE D 911 – Franz Schubert

nach Gedichten von Wilhelm Müller

 

Wussten Sie, dass Franz Schubert im Gefängnis saß? Dass er von Geheimpolizisten und Spitzeln überwacht wurde? Dass er sich die Texte der Winterreise aus einer im damaligen Wien verbotenen Zeitschrift, deren Lesen bereits unter Strafe stand, besorgte? - Er schrieb in vielen Briefen von Einsamkeit und dass „er allein mit seiner Muse in seinem Zimmer ausharren“ musste.

Die Liedfolge der „Winterreise“ wird in dieser Interpretation, die sich auf Freiheit, Zensur und Überwachung bezieht, zu einem Werk, das weit über die unglückliche Liebesgeschichte hinaus weist. Diese Rezeption ist musikgeschichtlich seit geraumer Zeit aktuell und wird mehr und mehr als die eigentliche Botschaft dieses meistgespielten Liedzyklus gesehen.

Wir besetzen in dieser Version zusätzlich eine Violine und einen Kontrabass um die gegensätzlichen Farben dieser Musik noch besser ausleuchten und hervorheben zu können. Mit dem Primus, Raúl Teo Arias, und dem Solo-Kontrabassisten der Bamberger Symphoniker, Stefan Adelmann, haben wir exzellente und hoch erfahrene Musiker gewinnen können, deren Mitwirkung die Schubert offenbar so wichtige politische Tiefe seiner Werke ganz neu erlebbar macht.

Müllers und Schuberts „Winterreise“ ist neben anderen Werken die Reaktion von Künstlern auf die Karlsbader Beschlüsse und die darauf folgende Bespitzelung; auf Zensur und Einschränkung, welche das Leben der Bürger ganz unmittelbar traf. Wie viel Freiheit steht einem Menschen zu? Was geschieht mit uns, wenn wir uns unserer Freiheit beraubt sehen? Das ist die „Winterreise“, ein Aufschrei, ein Hilferuf! Und, zum Schluss des Zyklus, Resignation oder Aufbruch? - Gerade in den letzten Jahren aktuell wie lange nicht! Aus dem Zittern wird ein Beben, aus den angedeuteten Eisblumen leise klirrender Frost, aus den lieblichen Tönen ein Sehnen nach Licht und Freiheit. Die Sehnsucht nach ebendiesem Licht, dieser Freiheit war das treibende Element für den Dichter Wilhelm Müller, die "hinterlassenen Papiere eine reisenden Waldhornisten" zu schreiben, war der Grund für Franz Schubert, das Risiko einer Gefängnisstrafe einzugehen und die Gedichte zu vertonen, stand doch schon das Lesen der Zeitschrift, in der sie veröffentlicht wurden, im Habsburgerreich unter Strafe.

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